Vivian Groppe legt die halbe Stadionrunde in 24,63 Sekunden zurück

Nach ihrem vielversprechenden Auftakt in Sacramento, der Hauptstadt Kaliforniens, wo Vivian Groppe (MT 1861 Melsungen) vor vier Wochen mit 12,03 Sekunden die Norm für die DLV-U23-Meisterschaften in Ulm knackte, zeigte die 20-jährige Sprinterin beim internationalen Meeting im traditionsreichen Hilmer Lodge Stadium in Walnut, rund 40 Kilometer östlich von Los Angeles, erneut, dass mit ihr in dieser Saison wieder zu rechnen ist.

Mit dem erklärten Ziel, zum ersten Mal seit drei Jahren über 100 Meter wieder unter zwölf Sekunden zu laufen, ging sie gut vorbereitet in die Blöcke. Doch statt einer guten Startreaktion erlebte sie ein Déjà-vu der unliebsamen Sorte. Übermotiviert und vielleicht auch verkrampft reagierte sie nach dem Startschuss in dem achtköpfigen Feld am langsamsten und hatte bereits nach dem erste Viertel der Strecke mehr als zwei Meter Rückstand auf die Konkurrenz. Da der erhoffte 11 vor dem Komma ausblieb, sah es zunächst nach einem gebrauchten Tag für Vivian Groppe aus. Doch die Studentin  bewies Kämpferqualitäten, zündete auf der zweiten Streckenhälfte den Turbo und arbeitete sich wieder an die Konkkurrenz heran. Auf der Ziellinie fing sie noch Zakiya Hill (Washington, 12,19), zeitgleich ab und sicherte sich den dritten Platz. Während sich Ester Akinlosotu (Arizona, 12,12 sec.) durchsetzte, fehlten Vivian zur Zweitplatzierten Samira Stevenson (Los Angeles) nur 0,02 Sekunden.

 „Schade, ich hatte mir für diesen Sprint viel vorgenommen, aber mein Start war wieder einmal katastrophal“, bilanzierte Vivian nach dem Rennen. Kämpferisch kündigte sie Wiedergutmachung an: „Über 200 Meter werde ich es besser machen.“ Und sie hielt ihr Wort. Was über 100 Meter noch enttäuschend begann, wurde zwei Stunden später auf der halben Stadionrunde zum emotionalen Befreiungsschlag.

Vom Start weg dominierte Vivian, die in Reno „International Business“ und „Sportmanagement“ studiert, das 200m-Rennen. Mit kraftvollem Schritt und wachsender Entschlossenheit zog sie vorneweg und kam mit hohem Tempo aus der Kurve. Auch auf den letzten Metern hielt sie das Tempo hoch und behauptete ihre Führung bis zum Ziel.

Als sie ihre Zeit von 24,63 Sekunden auf der Anzeigetafel entdeckte, riss sie beide Arme in die Höhe, reckte triumphierend die Daumen nach oben und strahlte über das ganze Gesicht.

Ein verdienter Moment der Erleichterung. Ein Lauf mit Biss, Tempo und Haltung, der zugleich Bestätigung und Aufbruch bedeutete. Mit dieser Zeit unterbot Vivian zum zweiten Mal die Norm  von 25,10 Sekunden für die Deutschen U23-Meisterschaften, die Anfang Juli in Ulm ausgetragen werden.

„Es ist ein deutliches Signal und ein Fingerzeig in Richtung Sommer“, sagte Alwin Wagner, als er die Nachricht erhielt. Die deutsche U18-Meisterin von 2021 präsentiert sich aktuell in einer stärkeren Verfassung als in den letzten drei Jahren. Nachdem fast zwei Jahre das Melsunger Waldstadion gesperrt war und sie zum Teil auf der Straße trainieren musste, konnte sie natürlich keine Topleistungen mehr zeigen. Nun hat sie offenbar ihren Rhythmus wieder gefunden.

Im letzten Jahr wurde ihre schnellste Zeit mit 25,52 Sekunden gestoppt. Am Wochenende war sie in Walnut fast eine Sekunde schneller. Damit knüpfte sie an jene Zeiten an, mit denen sie 2022 und 2023 zur hessischen Sprintkönigin der U20 avancierte. In Gelnhausen (24,54 Sek.) und Bad Homburg (24,57 Sek.) holte sie sich jeweils den Titel über 200 Meter. Besonders eindrucksvoll war dabei ihr Auftritt 2022, als sie mit 11,88 Sekunden auch die 100 Meter gewann und sich zur Doppelmeisterin kürte.

Und das nächste Kapitel scheint bereits geschrieben zu werden: „Gespannt darf man auf ihren ersten Start über 400 Meter sein, denn ihre aktuellen Zubringerleistungen deuten darauf hin, dass sie ihre Bestzeit von 57,58 Sekunden pulverisieren wird“, sagt ihr Heimtrainer Alwin Wagner zuversichtlich. Die Norm für Ulm? So gut wie sicher.

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