Kugelstoßer Luis André für die Europameisterschaften nominiert

Bei kalifornischen Temperaturen über 35 Grad fanden am Wochenende in Walldorf/Baden die Nominierungswettkämpfe des Deutschen Leichtathletik-Verbandes für die U18-Europameisterschaften vom 04. bis 07. Juli in Israel statt. 

Am Start waren die deutschen Nachwuchshoffnungen der Jahrgänge 2005/06, denn die beiden Erstplatzierten wurden bei erfüllter Normanforderung vom Verband nominiert. Den Zuschauern wurden von den möglichen Olympiateilnehmern 2028 hochklassige Leistungen geboten, die für die U18-EM Medaillenhoffnungen wecken. 

Auch die jungen Athleten des Hessischen Leichtathletik-Verbandes gaben eine sehr gute sportliche Visitenkarte im Rhein-Neckar-Kreis ab. Martin Rumpf, der Vizepräsident Leistungssport im HLV und Carsten Ebert, Bundesstützpunktleiter in Frankfurt, die aufmerksam von Beginn an die Wettkämpfe verfolgten, waren von den hessischen Athleten beeindruckt, von denen zehn unmittelbar nach dem jeweiligen Wettbewerb das Ticket für die U18-EM erhielten. Mit Holly Okuku und Masha-Sol Gelitz (beide Baunatal) sowie dem Melsunger Luis André werden drei Nordhessen Anfang Juli in das Land fliegen, das von Christen, Juden und Muslimen als das Heilige Land angesehen wird. 

Die Veranstaltung begann mit dem Diskuswerfen, für das sich Luis André eine Menge vorgenommen hatte. Doch nur langsam reifte dieser Wettbewerb heran. Im ersten Durchgang brachte nur der Hallenser Jakob Frens mit 46,86 Meter einen gültigen Versuch zu Stande. Im zweiten Versuch begann William Wolzenburg (St. Georgsheil) seinen Anschauungsunterricht, als er in seinen weiteren fünf Versuchen mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerkes die 1,5kg-Scheibe über die 50m-Linie segeln ließ. Im letzten Durchgang sprang der 16-Jährige mit 58,03 Meter noch in letzter Sekunde auf den U18-Zug nach Israel auf. Jerome Schwager vom TV Rheinzabern überraschte als Zweite mit nur zwei gültigen Würfen. Mit 51,59 m lag er am Ende 39 Zentimeter vor Luis André, der sich für Walldorf eine 56m-Weite vorgenommen hatte. Aber seine Nervosität und erhöhte Anspannung ließ eine saubere Bewegungsausführung nicht zu, so dass das Vorhaben “Diskus-Ticket für Israel” scheiterte. 

Während er beim Abschlusstraining mit Leichtigkeit rhythmisch aus der Diskusdrehung mehrmals die Scheibe über 55 Meter fliegen ließ, wirkte er in Walldorf bereits beim Einwerfen zögerlich und verkrampft. Seine Leichtigkeit war verschwunden. 

Nach einem ungültigen Versuch kam er im zweiten Durchgang auf 48,22 und ließ anschließend 49,82 Meter folgen. Damit lag er hinter Wolzenburg (53,63 m), Schwager (51,59 m) und dem Favoriten Ole Mehlberg (50,76 m) nur auf Rang vier. Obwohl seine Anspannung immer größer wurde, bäumte er sich im vierten Versuch noch einmal auf und zog mit 51,20 Meter an Mehlberg, dem DLV-Jahresbesten vorbei. Aber 46,76 Meter im fünften Versuch und ein ungültiger Wurf im letzten Durchgang machten seine Schwächen im Diskuswerfen mehr als deutlich. 

20 Minuten nach dem Diskuswerfen fand die Entscheidung im Kugelstoßen statt. Weil Luis die Norm für die U18-EM mit 18,76 Meter bereits erfüllt hatte, konnte er zuversichtlich in diesem Wettbewerb starten. Aber auch hier fand er nicht gut in den Wettkampf hinein. Versetzte ihm sein Kontrahent, der Ingolstädter Georg Harpf, der in diesem Jahr bereits bei 20,14 m angekommen ist, beim Einstoßen mit 19m-Weiten einen “psychologischen K.o.”? Luis, der seine drei letzten Wettkämpfen mit 18m-Weiten beendet hatte, begann zaghaft mit 16,97 m. Wer dachte, diese Weite wäre nur ein Missgeschick und er würde im zweiten Durchgang diese Leistung mit einer 18m-Weite korrigieren, der musste nach seinen 17,22 Meter erkennen, dass sich seine Anspannung negativ auf die Präzision seiner Drehbewegung auswirkte. Während Harpf sich über 18,89 auf 19,17 Meter steigerte, fabrizierte Luis André nur noch vier gültige Stöße. Da aber Theodor Otto Eltz (Halle) nur auf 16,30 m kam und auch William Wolzenburg (St. Georgsheil) mit 16,20 Meter ebenfalls weit von der Norm von 18,50 Meter entfernt blieb, reichte für Luis André der zweite Platz mit 17,22 Meter für die Nominierung zu den Europameisterschaften.  “In den nächsten zwei Wochen muss ich noch viel trainieren und vor allem cool bleiben, denn mit einer 19m-Weite habe ich in Jerusalem Chancen das Finale bei der EM zu erreichen”, sagte Luis nach dem Kugelstoßen, für das er sich viel, vielleicht zu viel vorgenommen hatte. 

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