Gesamtschule erreicht Rang 6 beim Bundesfinale

Eine lange Saison Jugend trainiert für Olympia endet mit einem positiven Ergebnis. Zum allerersten Mal überhaupt konnte sich eine Gerätturnmannschaft der Gesamtschule für das Bundesfinale in Berlin qualifizieren.

Louis Kasper, Leon Tschuprina, Clara Besser, Erik Rüdlin, Jakob Stein

Schon beim Bericht zum Landesentscheid hatte ich erwähnt, dass diese Mannschaft, die im Wettkampf IV der Jungen qualifiziert war, sowohl aus Kindern bestand, die bei uns in Melsungen trainieren, als auch aus Kindern des LZ Kassel. Die Idee dazu hatte Jana Iskandar, Lehrerin der Gesamtschule und Trainerin am LZ. Sie hat im Vorfeld viel Energie in die Vorbereitung gesteckt, konnte aber leider selbst nicht mitfahren. So war an Ricardo Mendes von der GSM und mir, Janas Plan zu vollenden.

Wir haben bis kurz vor Schluss noch Ersatzturner einsatzbereit gehalten, haben aber am Dienstag erfreulicherweise doch die Bestbesetzung mit Clara Besser, Louis Kasper, Erik Rüdlin, Jakob Stein und Leon Tschuprina mitnehmen können. Eine sehr wettkampferfahrene Kombination.

Für die Mannschaft war die Zeit in Berlin ein großes Erlebnis. Vor dem eigenen sportlichen Einsatz am Donnerstag und danach blieb ausreichend Zeit, etwas von Berlin zu sehen und auch andere Wettkämpfe zu besuchen. Dazu kamen ein Empfang in der Hessischen Landesvertretung sowie eine große Abschlussveranstaltung am Freitag.

Vor allem konnte die Mannschaft sich noch besser kennenlernen. Wer am LZ trainiert, hat in der Regel wenig Kontakt zum Stammverein. Das Gesicht des Vereins ist für diese Athleten fast nur der Kampfrichter, der dann und wann mal zum Wettkampf mitreist. In diesem Sinne kam also die soziale Komponente nicht zu kurz.

Der Wettkampf IV lief über den gesamten Donnerstag in der Sporthalle Schöneberg, an die unser Mehrkampfteam nur zu gute Erinnerungen hat. Wir waren im zweiten von drei Durchgängen an der Reihe, sodass unsere Mannschaft sich am Morgen nicht hetzen musste und in aller Ruhe nach Schöneberg reisen konnte. Unterwegs konnte einer der Jungs dann auch einen wichtigen Punkt auf seiner persönlichen To-Do-Liste abhaken: Er konnte Bilder von Klimaklebern schießen.

Vor der Halle wurden wir von Eltern empfangen, die sich extra freigenommen haben und als Schlachtenbummler nach Berlin gekommen sind. Es ist wirklich schön, dass jedes Kind Verwandtschaft in der Halle hatte. Zwei Mütter, zwei Väter und ein Opa feuerten unser Quintett nach Leibeskräften an.

Der Wettkampf startete mit der Sprintumkehrstaffel, die für alle Mannschaften eine große Herausforderung war, weil auf rutschigem Parkett statt auf Sportboden gelaufen wurde. 42,08 Sek war ein Stück von der besten Trainingsleistung entfernt, aber so ging es den anderen Mannschaften auch. Wie sich in der Endabrechnung zeigen sollte, haben wir hier am schlechtesten abgeschnitten.

Es folgten die anderen beiden technischen Disziplinen. Beim Standweitsprung trugen Clara und Leon die Mannschaft nach vorn. Claras 6,53 m waren die drittbeste Leistung unter 90 Kindern. Unser dritter 6-m-Springer stürzte nach dem ersten Sprung (Parkettboden!), womit die als Streichnote eingeplante Leistung ins Mannschaftsergebnis einfloss.

Wir haben zwischen Landesentscheid und Bundesfinale nicht viel Zeit ins Stangenklettern investiert. Trotzdem reichte es zum Disziplinsieg. Der spätere Gesamtsieger, das Wirtemberg-Gymnasium aus Stuttgart musste insgesamt nur drei Ranglistenpunkte abgeben, davon einen an uns, geschlagen um eine Zehntelsekunde. Clara schaffte die vier Höhenmeter in 3,40 Sekunden. Leons 4,10 Sekunden waren die sechsbeste Leistung des Teilnehmerfeldes.

Irgendwann zu diesem Zeitpunkt müssen wir im Liveticker schon auf den Rängen 1 bis 3 aufgetaucht sein, wo sich mit jeder Ergebniseingabe die Ranglistenpunkte der Teams der Durchgänge 1 und 2 permanent änderten. Unser Augenmerk in unserem Durchgang galt besonders der von Ex-Nationalturner Marius Toba betreuten Humboldtschule Hannover. Sie haben stärker geturnt, wir waren besser bei den Sonderprüfungen.

Nach den Sonderprüfungen, hier sollten wir am Ende fünftbeste Mannschaft sein, folgte der turnerische Teil mit den Gerätebahnen A, B und C. In der Qualifikation werden diese nach Schulnoten in Halbpunkteschritten bewertet, in Berlin dagegen zählte jedes Zehntel.

Wenn wir Stuttgart einmal außen vor lassen, lagen unsere Athleten an den Gerätebahnen A und B auf einem Niveau mit den Mannschaften, die am Ende weiter vorn platziert waren. Clara als ältestes und ruhigstes Mannschaftsmitglied brachte jeweils das Spitzenergebnis, Louis die zweithöchste Punktzahl, Leon war die klare Nummer 3. An der Gerätebahn A (Reck-Boden-Sprung) war Jakob in der Wertung. Wir erturnten 65,1 P, was am Ende 5 Ranglistenpunkte einbrachte. An der Gerätebahn B (Balken-Boden-Parallelbarren) war Erik in der Wertung. Die 60,4 P hier reichten sogar für nur 4 Ranglistenpunkte.

Die Gerätebahn C mit Synchron- und Partnerübungen bringt ein Element in den Wettkampf, das einerseits turnerisches Können erfordert, andererseits von allen Mannschaftsmitgliedern Konzentrations- und Kommunikationsfähigkeit. Die Partnerübungen haben wir extra nochmal vor der Halle auf dem Sportplatz geübt. Wir hatten den Tipp bekommen, dass die Paarung Clara und Louis die Übung kürzen sollte und wir mussten herausfinden, ob Jakob besser mit Erik oder mit Leon harmoniert. Schlussendlich haben wir Erik und Leon gemeinsam eingesetzt, eine Konstellation, die nie geprobt wurde.

Alle fünf machten an dieser Gerätebahn ihre Sache recht ordentlich. Der eine Junge, der sich zweimal verzählt hat, was zu Punktverlust geführt hat, wurde sowohl vom Kampfgericht als auch von den Betreuern persönlich vor Ort (und in freundlichem Ton) auf seinen Fehler aufmerksam gemacht und wird deshalb hier nicht namentlich erwähnt. 14,05 P brachten am Ende 8 RLP.

Mit Betreuern und Philipp Herder

Am Ende des zweiten Durchgangs stand eine fett geschriebene 3 neben dem Namen der Gesamtschule. Die Kinder hatten ihr Bestes gegeben. Ich hatte im letzten Durchgang zwei Schulen ausgemacht, die uns noch hätten gefährlich werden können. Zwei Stunden des Wartens und Zitterns lagen vor uns. Gespannt wurde permanent der Liveticker aktualisiert. Wir konnten uns noch einige Zeit auf dem Treppchen halten. Die Humboldtschule Hannover kam durch die sich permanent ändernden Platzierungen näher. Zwischendurch bot sich die Möglichkeit, mit dem Nationalturner Philipp Herder einige Fotos zu machen.

Schließlich lagen beide Schulen mit je 22 RLP gleichauf. Aufgrund der Tie-Break-Regelung wurde Hannover im Endergebnis auf Rang 5 gesetzt und wir auf Rang 6. (Bei Punktegleichstand ist vorn, wer an den Gerätebahnen die geringere Anzahl RLP geholt hat.) Für die erste Teilnahme bei einem Bundesfinale ein mehr als respektables Ergebnis für die Gesamtschule.

Die Kinder können stolz auf diese Leistungen sein und wir Erwachsenen wissen nun, wie ein Bundesfinale funktioniert. Sollte wieder einmal eine Mannschaft so weit kommen, für diesen Fall haben wir wertvolle Erfahrungen gesammelt, ganz egal, wie der Wettkampfmodus sein wird, denn es wird bereits offen über Änderungen für die Zukunft nachgedacht.

Hessische Delegation
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